20
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Wirtschaft trotz des ausgedehnten Schmuggels, der sich entwickelte, viel
Da^s Rnke- Im Jahre 1808 lie sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsen-Bayonne. foen Herrschgier verleiten, an dem spanischen Knigsgeschlecht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung grter Treulosigkeit zu begehen. Als nmlich zwischen dem schwachen König und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne am Adour, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und bertrug diese seinem ltesten Bruder Joseph, den er vor zwei Jahren zum König von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt M u r a t, der bisherige Groherzog von Berg. Da ergriff das spanische ^rnt^er Ssolf, der die Beschimpfung entrstet, die Waffen. Zwar fhrte Napo-1808. leon, nachdem er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbundfrsten be-suchten Kongre zu Erfurt das Bndnis mit Alexander von Ru-land erneuert hatte, selbst seine Heere der die Pyrenen und zog mit Joseph in Madrid ein. Aber es gelang nicht den spanischen Volkskrieg niederzuschlagen, zumal die Englnder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen Kmpfen drang dieser langsam vor; als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verbndeten der den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, berschritt Wellington die Pyrenen.
1809. 21. Der sterreichische Krieg. 1809. Die heldenmtige Erhebung des spanischen Volkes machte berall in Europa den tiefsten Eindruck; in Deutschland besonders weckte sie die Hoffnung, durch eine Volkserhebung das Joch des Weltherrschers abschtteln zu knnen. Da war es Ost er-reich, das an Frankreich den Krieg erklrte und das Zeichen zu einer nationalen Erhebung gab. An die Spitze des Heeres trat Erzherzog K ar l; ein Zug strmischer Begeisterung ging durch das sterreichische Volk. Tiroler Ein Aufstand der Tiroler gegen die bayrische Herrschaft leitete "' den Krieg ein. Unter Andreas Hofer, Speckbacher und anderen khnen und begeisterten Fhrern erhoben sie sich und eroberten mit Hilfe einer fter-reichifchen Heeresabteilung Innsbruck. Ein Einfall dagegen, den Erz-herzog Karl in Bayern machte, milang. Siegreich zog Napoleon die Donau abwrts und besetzte, ohne Widerstand zu finden, Wien. Zum zweiten Male hatte er Kaiser Franz aus seiner Hauptstadt vertrieben.
Als nun aber Napoleon den Versuch machte, die Donau zu berschreiten und die auf dem nrdlichen Ufer stehenden Truppen des Erzherzogs Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bayonne Neapel Neapel Berg Rheinbundfrsten Madrid Wellington Rhein Frankreich Wellington Europa Deutschland Frankreich Donau Wien Donau
Die Niederwerfung Preuens 1806 1807.
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Beide Staaten, die eben nahe daran gewesen waren, sich mit den Waffen zu bekmpfen, schloffen miteinander ein Bndnis; Preußen berlie Ans- Bndnis. 6 ach an Bayern und erhielt dafr H an n o v e r, das die Franzosen zwei Jahre vorher besetzt hatten, auf das aber Georg Iii. von England keines-wegs verzichtet hatte. So verfeindete sich Preußen mit England und ver-bndete sich mit seinem natrlichen Gegner Frankreich.
17. Der Rheinbund und das Ende des deutschen Reichs. Durch die Schlacht von Austerlitz hatte Napoleons Macht einen gewaltigen Auf-fchwung genommen. Mit tyrannischer Willkr verfgte er nunmehr der Wiamrherr-Staaten und Völker. In Neapel erklrte er die dort herrschende Dy- Napoleons, nastie der Bonrbonen fr abgesetzt und setzte seinen Bruder Joseph als König ein; der batavischen Republik machte er ein Ende, schuf ein Knigreich Holland und verlieh es feinem Bruder Ludwig; am Niederrhein stiftete er ein Groherzogtum Berg, das sein Schwager, der Reiter-general Joachim Mural, erhielt.
Ferner wurden die Lande zahlreicher Fürsten, Grafen und Herren in Sd- und Westdeutschland eingezogen (mediatisiert), z. B. das Gebiet der Fürsten von Hohenlohe sowie das der Fürsten von Thurn und Taxis, welche im alten Reich die Post verwaltet hatten. Diese Gebiete wurden unter sechzehn Staaten verteilt, welche zu einem unter Napoleons Protektorat stehenden Bunde, dem Rheinbunde, zusammentraten. Dazu gehrten"jeltt' u. a. die Knigreiche Bayern und Wrttemberg, die Groherzog-tmer Baden,Hessen-Darm st adt und Berg. Die Rheinbund-ftaaten stellten dem Kaiser der Franzosen Truppen fr alle feine Kriege. So begannen fr Deutschland die Jahre der Demtigung unter die Fremdherrschaft. Bei dem Nrnberger Buchhndler Palm erschien damals eine Schrift: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung"; da er sich weigerte den Verfasser zu nennen, wurde er erschossen.
Die Grndung des Rheinbundes bedeutete die Auflsung des deutschen Reiches. Im August 1806 legte Kaiser Franz Ii. 1806. die deutsche Kaiserkrone nieder; das Reich, das einst die Sachsenkaiser geschaffen hatten, hatte aufgehrt zu fein. Schon im Jahre 1804 hatte Franz den Titel eines Kaisers^von sterreich angenommen; er heit als solcher Franz I.
Die Niederwerfung Preutzens. 1806 1807.
18. Friedrich Wilhelm Ii. und Friedrich Wilhelm Iii. Unter smsm'n. Friedrich Wilhelm Ii. hatte sich der preuische Staat betrchtlich 171797^
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Extrahierte Ortsnamen: England England Frankreich Neapel Napoleons Holland Sd- Westdeutschland Rheinbunde Bayern Wrttemberg Baden Berg Deutschland Deutschland Rheinbundes
Innozenz Iii.
119
H 58. Heinrich Tl. (1190 -1197) war 25 Jahre alt, als Friedrich I. starb. Er war von zartem Krperbau, aber von weit ausschauendem Geiste und von tatkrftigem Willen erfllt, ernst und verschlossen; das Reich wollte er grer und glnzender ausgestalten, als es unter seinem Vater gewesen war. Schwere Kmpfe standen ihm bevor sowohl in Deutschland, wo Heinrich der Lwe viele Fürsten gegen ihn aufwiegelte, als auch in Italien, wo die Normannen ihn nicht als König anerkennen wollten. Auf seiner ersten Romfahrt wurde er 1191 zum Kaiser gekrnt, aus Unteritalien dagegen mute er ohne Erfolg zurckkehren.
In Deutschland kam ihm das Glck zu Hilfe. König Richard Lwenherz von England nmlich, der es mit den Welfen hielt, wurde auf seiner Heimreise aus dem Morgenlande in der Nhe von Wien vom Herzog von sterreich, mit dem er tdlich verfeindet war, gefangen ge-nommen und an Heinrich Vi. ausgeliefert, der ihn auf der Burg Trifels gefangen setzte und der ihn in Hagenau zu Gericht sa. Er mute dem Kaiser ein hohes Lsegeld zahlen und England von ihm zu Lehen nehmen. Nun unterwarf sich auch Heinrich der Lwe, dessen ltester Sohn Heinrich sich mit der Staufin Agnes vermhlte und dadurch die rheinische Pfalzgrafschaft erwarb. Er lebte die letzten Jahre seines Lebens in Frieden auf seiner Burg zu Braunschweig und beschftigte sich damit, die alten Lieder und Chroniken der Niederdeutschen zu sammeln.
Nach seinem Siege in Deutschland zog Heinrich nach Unteritalien und eroberte das Normannenreich. In Palermo hielt er Hof und entwarf die grten Plne. Jerusalem wollte er wiedererobern, den Kaiser in Kon-stantinopel unterwerfen, Sizilien mit Deutschland dauernd verbinden und die Erbmonarchie im Reich einfhren. Keiner dieser Entwrfe kam zur Ausfhrung. Die deutschen Fürsten konnte er fr den Plan eines erb-lichen Knigtums nicht gewinnen, sie begngten sich damit, seinen drei-jhrigen Sohn Friedrich zum Nachfolger zu whlen. 32 Jahre alt, ist der Kaiser in Sizilien gestorben. Mit seinem Tode brach sein ge-waltiges Reich zusammen.
2. Innozenz Iii.
11981216.
In den zwei Jahrzehnten seines Pontifikats bt Innozenz Iii., begnstigt durch die Zeitverhltnisse, die Oberherrschaft im Abend-lande tatschlich aus. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer und der Errichtung eines lateinischen Kaisertums daselbst sucht auch die griechische Kirche Anschlu an die rmische.
In Deutschland wird die Macht des Knigtums durch die Kmpfe der beiden Gegenknige zerrttet: die Entscheidung des Papstes wird angerufen und damit seine Oberherrlichkeit anerkannt, das Wormser Konkordat wird preisgegeben, das Reichsgut ver-schleudert, die groen Frstenfamilien der Landgrafen von Thringen,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Unteritalien Deutschland Wien Hagenau England Deutschland Unteritalien Palermo Jerusalem Sizilien Deutschland Sizilien Konstantinopel Deutschland
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Zweiter Zeil. (12501450.)
Die Zeit der Vorherrschaft der Ppste.
1. Politische nderungen.
68. Der Untergang der Hohenstaufen. Konrad Iv. (12501254). Nach dem Tode Friedrichs Ii. wurde die Vorherrschaft des Papsttums nicht mehr bestritten und das Kaisertum nicht wieder erneuert. Solange jedoch Unteritalien und Sizilien in den Hnden von Nachkommen Friedrichs blieben, suhlten sich die Ppste in Rom nicht sicher. Es wurde deshalb eins der Ziele ihrer Politik, den ehemaligen Normannenstaat, auf den sie als aus ein Lehen des apostolischen Stuhles Anspruch erhoben, den Staufen zu entreien.
Nach Friedrichs Tode hatte Konrad Iv. Deutschland verlassen und sein unteritalisches Erbe angetreten; doch war er bereits 1254 in Messina gestorben. Da er nur einen Sohn im Kindesalter, Konradin, hinter-lie, der in Deutschland erzogen wurde, bernahm sein Halbbruder Man-fred die vormundschaftliche Regierung. Doch erforderten es die Zeit-umstnde, da er sich auf Drngen der Groen selbst die Krone aufsetzte. Unter ihm hatte das Land vielleicht seine blhendste Zeit, die von Fried-rich gegebene und gepflegte Ordnung trug ihre Frchte. Seine fr Handel und Weltverkehr glckliche Lage verschaffte den Einwohnern groen Wohl-stand. Manfred war der strkste Rckhalt der ghibellinischen Partei in ganz Italien und erfocht ihr auch in Mittelitalien groe Erfolge.
Obwohl die Ppste diese Herrschaft nicht anerkannten, waren sie dennoch nicht in der Lage, sie zu beseitigen, solange sich kein weltlicher Fürst zu dem Wagnis eines Feldzuges gegen Manfred bereitfand.
Hatten aber bisher die Ghibellinen an den Deutschen einen Rckhalt gefunden, so suchten jetzt die Guelsen den Beistand Frank-reichs. Solange nmlich die Kaiser die Herrschaft der Burgund aus-gebt hatten, war eine Annherung Italiens und Frankreichs erschwert gewesen. In der Mitte des 13. Jahrhunderts aber war die Grafschaft Provence durch Heirat an den an Krper und Geist hlichen, ebenso habschtigen wie grausamen Bruder Ludwigs des Heiligen von Frank-reich, Karl von Anjou, gefallen, und dieser trat mit den Welsen in Ober- und Mittelitalien in enge Verbindung. Seit dem Tode des Kaisers stieg der franzsische Einflu in Italien. Er fand darin seinen Ausdruck, da ein Franzose, Urbaniv., auf den ppstlichen Stuhl erhoben wurde. Die Erfolge Manfreds in Mittelitalien bestimmten diesen, Karl die Krone von Sizilien gegen hohen Tribut anzubieten. Karl nahm sie an und fhrte sein Heer nach Unteritalien. Bei Benevent verlor Manfred Schlacht und Leben (1266).
9*
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Unteritalien Sizilien Friedrichs Rom Staufen Friedrichs Deutschland Messina Konradin Deutschland Italien Mittelitalien Burgund Italiens Frankreichs Mittelitalien Italien Mittelitalien Sizilien Unteritalien
132
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Von den apnlischen Rittern verrterisch im Stich gelassen, strzte er sich in die dichtesten Reihen der Feinde und suchte den Tod, den er ritterlich kmpfend fand. Sein Leichnam wurde auf ppstlichen Befehl als Ketzerleiche verscharrt. Mnnlich schn, milde und gerecht, war Manfred hochgebildet. Der Hof zu Palermo entfaltete unter ihm von neuem den durch Poesie und Wissenschaft geadelten Glanz der Zeit Friedrichs Ii. Er las griechische und rmische Schriftsteller in der Ursprache und lie den Aristoteles ins Latei-nische bersetzen. Die Universitten von Neapel und Palermo blhten unter ihm auf. Selber von hoher dichterischer Begabung, zog er Dichter und Knstler an seinen Hof. Neue Straen und Hfen, vor allem die Hafenstadt Mansredonia, entstanden durch ihn.
Unteritalien und Sizilien gingen an Karl von Anjou der.
Der Versuch Konradius, sein Erbe an sich zu bringen, wurde nur ihm selbst verderblich. Konradin war 16 Jahre alt, als er die Heerfahrt nach Italien der den Brenner antrat. Als echter Sohn seines Hauses hatte er bis dahin sein Leben den Wissenschaften und Knsten gewidmet; auch zwei Minnelieder von ihm sind erhalten. Jetzt rief ihn eine hhere Pflicht, sich der Ahnen wrdig zu erweisen. Seine Mutter suchte ihn zurckzuhalten; in Hohenschwangau nahm er von ihr Abschied. Sein Stiefvater Mainhart von Tirol und fein Oheim, Herzog Ludwig von Oberbayern, redeten ihm zu und begleiteten ihn, waren aber die ersten, die ihn im Stich lieen, als sich schon in Verona Schwierigkeiten zeigten. 3000 Deutsche hielten bei ihm aus; treu zu ihm hielt Friedrich von Baden, der Sohn des Markgrafen Hermann Iv., der mit ihm am bay-rischen Hofe erzogen worden war und ein hnliches Geschick zu tragen hatte, denn Ottokar von Bhmen hatte ihm sein mtterliches Erbgut sterreich entrissen. Allmhlich sanden die italienischen Ghibellinen sich ein. Einem Triumph gleich war der Einzug des jugendlichen Staufen in Rom. Er hrte, da die pisanisch-staufische Flotte einen Sieg erfochten hatte. Da brach er kampfesmutig auf. Am 23. August 1268 stand sein Heer zwischen Tagliacozzo und der Felsenstadt Alba dem Heere Karls von Anjou gegenber. Die ungestme Tapferkeit des ersten ghibellinischen Treffens schien den Sieg zu entscheiden. Karls Marschall trug des Knigs Rstung. Er fiel, und es ging das Gercht, Karl sei gefallen. In Sieges-Zuversicht lsten sich die Reihen der Deutschen; sie verfolgten die Flcht-linge und plnderten das Lager. Da brach Karl mit 800 Geharnischten aus dem Hinterhalt, und die Schlacht war verloren. Der Sieger lie die vielen Gefangenen peinigen, verstmmeln und verbrennen. Konradin wurde auf der Flucht verraten und ausgeliefert! Ein gefangener König durfte nicht mit dem Tode bestraft werden, was auch die Sarazenen bei der Gefangennahme Ludwigs Ix. von Frankreich anerkannt hatten. Aber wider alles Kriegsrecht vollzog Karl einen Justizmord. Er klagte Konradin an als Frevler gegen die Kirche, als Emprer und Hochverrter an dem rechtmigen König". Smtliche Richter fprachen ihn frei, auer einem, der dem König gefllig sein wollte. Da sprach Karl aus eigner Macht-
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Extrahierte Ortsnamen: Palermo Friedrichs Neapel Palermo Unteritalien Sizilien Italien Hohenschwangau Verona Rom Frankreich
Politische nderungen.
133
Vollkommenheit das Todesurteil aus. Die Freunde saen beim Schachspiel, als es ihnen verkndet wurde. Ruhig bestiegen sie zu Neapel das Schafott. Konradin sprach kniend ein letztes Gebet, dann die Worte: O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann fiel sein Haupt, nach ihm das seines Freundes Friedrich von Baden.
1268 war Ezzelino da Romano ( 66), der Schwiegersohn Friedrichs Ii. und das ihm treu ergebene Haupt der oberitalischen Ghibellinen, ein ge-waltiger, aber wegen seiner Grausamkeit allgemein verhater Mann, gefangen genommen worden. In finsterm Trotz ri er die Binden von den Wunden und starb. 1270 starb Margarete, Friedrichs Ii. Tochter, nach traurigem Leben an der Seite des thringischen Landgrafen Albrecht des Entarteten. 1272 starb Friedrichs Lieblingssohn Enzio nach 22 jhriger Gefangenschaft in Bologna. Manfreds Shne lie Karl von Anjou bis zu ihrem Tode im Gefngnis schmachten. Die letzte berlebende Tochter Katharina hatte freiwillig den Nonnenschleier gewhlt und starb 1279 in der stillen Zelle eines franzsischen Klosters.
Seiner Tat hat sich Karl von Anjou nicht freuen knnen. Mit seiner Macht stieg sein Mitrauen, seine Tyrannei und Blutgier. Bald grte es allgemein. Johann von Procida, Manfreds treuer Freund, durchzog verkleidet das Land und entflammte die Sizilianer zur Rache; Peter von Aragonien, der ritterliche Erbe Manfreds, lie eine Flotte im Mittelmeer kreuzen. Da gab eine neue Ehrenkrnknng der Brger von Palermo am 30. Mrz 1282 den letzten Ansto zur Sizilianischen Vesper", zu der Niedermetzluug aller Franzosen ans der Insel. Karl sah sich auch auf dem Festlande nicht mehr sicher; Abfall und Emprung berall, dazu der Ver-lust seiner Flotte; er sah seine ehrgeizigen Plne scheitern. Verbittert starb er im Januar 1284.
69. Das Ende der Kreuzzge. Schon 1244 war Jerusalem wieder an den Sultan von gypten zurckgefallen und blieb fortan der Christenheit verloren. Zu seiner Wiedereroberung unternahm König Ludwig Ix., der Heilige, von Frankreich den sechsten Kreuzzug (12481254). Mau war zu der Einsicht gekommen, da man das von dem Sultan von gypten bedrohte Jerusalem am besten durch einen Angriff auf gypten selbst gewinnen knne. Ludwig landete darum im Mndungsgebiet des Nils und nahm die wichtige Festung Damiette; aber aus seiner Heerfahrt nach Kairo wurde er geschlagen und mit seinem ganzen Heere gefangen genommen. Nur gegen ein hohes Lsegeld und die Rckgabe von Damiette erhielt er seine Freiheit wieder. Auch der siebente Kreuzzug, den Ludwig 1270 nach Tunis unternahm, scheiterte.
1268 fiel Antiochia, und 1291 wurde Akkou nach tapferster Ver-teidignng von den Mamelucken erstrmt. Darauf wurde das Morgen-land von den Christen vollstndig gerumt.
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Friedrichs Margarete Friedrichs Albrecht Friedrichs_Lieblingssohn_Enzio Friedrichs Manfreds Karl_von_Anjou Karl Katharina Karl_von_Anjou Karl Johann_von_Procida Johann Manfreds Peter_von_Aragonien Manfreds Karl Karl Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Ludwig Ludwig Damiette Ludwig Ludwig
Europische Kmpfe am Ende des 15. und am Anfange des 16. Jahrhunderts. 189
franzsische Heimat knpfte, nur ganz allmhlich, die englisch-fran-zsischen Kriege entspringen aus diesem Verhltnis. Erst als sich die Normannen mit den Angelsachsen verschmolzen hatten, schieden sie sich auch von Frankreich. Das Jahr 1453, in dem die englischen Könige auf allen Besitz in Frankreich verzichteten, bildet einen Abschnitt; die Scheidung der englischen und der franzsischen Nation ist vollendet.
In den 450 Jahren von der Schlacht bei Hastings bis zum Ende des Mittelalters besteigen mehrmals neue Dynastien den Thron. Auf Wilhelm und seine mnnlichen Nachkommen folgt 1154 das Haus Anjou-Plantagenet,
1461 " " o?k^er} Nebenlinien des Hauses Plantagenet, 1485 Tudor.
Charakteristisch fr die englische Geschichte (verglichen z. B. mit der deutschen) ist, da bei keinem dieser Thronwechsel furchtbare Brgerkriege fehlen. Der Thronbesteigung Heinrichs Ii. (Anjou-Plantagenet) (1154) gehen zwanzigjhrige Brgerkriege voraus, während der Regierung Heinrichs Iv., des ersten Lancasters (13991413), hren die inneren Kriege nicht auf, die Thronbesteigung Heinrichs Vii. Tudor (1485) schliet die dreiigjhrigen blutigen Brgerkriege der Roten und der Weien Rose, der Huser Lancaster und Jork.
Im Jahre 1300 wurde Wales von Eduard I. erobert. Sein Sohn Eduard Ii. ist der erste Prinz von Wales"; die Einwanderung in Irland hat begonnen, doch ist die Unterwerfung der Insel ebensowenig gelungen wie die Schottlands, wo seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das Haus Stuart herrscht.
Fr die innere Geschichte Englands sind die Einrichtungen Wilhelms des Eroberers grundlegend, ihr weiterer Ausbau erfolgt durch die Magna Charta libertatum, die die englischen Groen 1215 dem König Johann ohne Land abntigen. Als der Begrnder des englischen Parlaments gilt Eduard I. (j 1307). Die Versuche einer absolutistischen Regierung führen die Absetzung Richards Ii. 1399 herbei.
94. Entwicklung Italiens seit dem Ausgange der Hohenstaufen.
Aus der Flle kleinerer Staatswesen, die nach dem Ausgange der Staufen entstanden waren, hatten sich folgende zu greren Mchten entwickelt. In Oberitalien war die westliche Lombardei im Besitz der Herzge von Savoyen und Piemont; in der stlichen herrschten die Herzge von Mailand; die ehemalige Mark Verona und Friaul hatte Venedig an sich gebracht. In Mittelitalien hatten die Ppste den Kirchenstaat wiederhergestellt. Toskana ist in seiner nrdlichen Halste Gebiet der Stadt Florenz, im Sden von Siena. Die ligurische Kste beherrscht Genua; den Sden bilden die beiden Knigreiche Neapel und Sizilien.
Die Verfassungen dieser Gebiete sind sehr verschieden, in Savoyen herrscht eine alte Dynastie; in Mailand haben im 14. Jahrhundert die Visconti, glckliche Truppenfhrer, die Herzogswrde an sich gebracht; nach ihrem Aussterben nehmen die Sforza eine hnliche Stellung ein. Venedig ist eine streng durchgebildete Aristokratie. Zu den Regierenden, den Nobili, gehrt nur, wer in das Goldene Buch" eingetragen ist; aus
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98
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
ihn zur Absolution zu bewegen. Damit vereitelte Heinrich das Zustande-kommen eiues Schiedsgerichts und alle weiteren Plne seiner Gegner.
Es war einige Tage vor Weihnachten 1076 (und so kalt, da der Rhein vom 11. November bis Mitte Mrz zugefroren war), als sich Heinrich mit seiner Gemahlin Berta, die ihm im Unglck die treuefte Sttze war, seinem dreijhrigen Sohne Konrad und einem Diener heimlich aus Speyer aufmachte und, weil die oberdeutschen Fürsten die deutschen Alpenpsse bewachten, der den Mont Cenis zog. War der Ausstieg beschwerlich, so war der Abstieg noch gefhrlicher. Die Knigin und ihr Gefolge muten auf Rindshute gesetzt und der die Eisfelder hinabgeschleift werden. In Piemont htte es nur seines Winkes bedurft, und ein mchtiges Heer htte ihm zur Seite gestanden; aber er war einzig darauf bedacht, durch seine Lossprechung vom Banne den Feinden in Deutschland den Vorwand zu einer Gegenwahl zu nehmen. In Kanossa traf er Gregor. Barfu und in hrenem Gewnde stand er drei Tage (vom 25.-27. Januar 1077) vor dem Burgtor, ehe der Papst ihn einlie und ihm nach abgelegtem Schuldbekenntnis die Abso-lution mit dem apostolischen Segen erteilte!
Wollten die Fürsten Heinrich beseitigen, so blieb ihnen nichts als der Brgerkrieg. In der Tat erkannten sie die Abmachung in Kanossa nicht an, sondern erklrten Heinrich fr abgesetzt und stellten, das erste Mal in der deutschen Geschichte, einen Gegen knig auf. Sie nahmen also das Recht fr sich in Anspruch, den König nicht nur nach ihrem Ermessen zu whlen, sondern auch, sofern er ihnen nicht genehm war, ihn abzusetzen. Damit wurde die knigliche Gewalt der der Fürsten untergeordnet, die von Otto I. begrndete Verfaffung gestrzt. Da sich Heinrich nicht fgte, kam es zwischen ihm und den Fürsten zum Kampfe.
Zunchst wurde Rudolf von Rheinseldeu, Heinrichs Schwager, zum Könige gewhlt; Rudolf sttzte sich auf die Sachsen, Heinrich auf die Brger der Städte und das Landvolk Bayerns, Bhmens und Krntens. Anfangs hielten die Krfte einander die Wage, nach dem Tode Rudolfs in der Schlacht bei Hohenmlsen unweit der Elster 1080 gewann Heinrich die Oberhand, ein zweiter Gegenknig ist ihm niemals gefhrlich geworden.
Zug nach Italien. Da der Papst den König zum zweiten Male gebannt hatte und sogar zwei Versammlungen deutscher Bischfe zu Mainz und Brixen Gregor fr abgesetzt erklrten, zog Heinrich nach Rom, setzte Gregor ab und einen Gegenpapst Klemens Iii. ein, von dem er 1084 die Kaiserkrone empfing. Damals zeigte sich zuerst das Bndnis des Papstes mit den Normannen in seiner ganzen Bedeutung*). Der Herzog Robert
*) 1016 waren normannische Ritter, von Jerusalem zurckkehrend, bei Salerno gelandet und hatten sich vorbergehend den Kmpfen gegen die Sarazenen angeschlossen; 1022 belehnte Heinrich Ii. 25 normannische Ritter, die ihm gegen die Griechen Beistand geleistet hatten, mit einem Landgebiet bei Sora; 1038 bertrug Konrad Ii. dem Normannen Rainulf die Grafschaft Aversa als Reichslehen. Beide ahnten nicht, da diese unscheinbare Normannenherrschaft sich der Neapel und Sizilien ausdehnen und als Sttze des ppstlichen Stuhles den deutschen Kaisern gefhrlich werden sollte. Jetzt rief Gregor die Hilfe der Normannen an.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Berta Konrad Konrad Cenis Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto_I. Heinrich Heinrich Rudolf_von_Rheinseldeu Rudolf Heinrichs_Schwager Heinrichs Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Rudolfs Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich Gregor Gregor Klemens_Iii Robert
* Heinrich_Ii Heinrich Konrad_Ii Konrad Rainulf Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Speyer Deutschland Kanossa Kanossa Sachsen Bayerns Bhmens Rudolfs Italien Mainz Rom Jerusalem Salerno Neapel Sizilien
. bis 12. Jahrhundert.
Italien. Frankreich. England. Pyren.-Halbinsel, Der Osten.
843-987 Karolinger. 871901 Alfred d. Gr.
Normannen in der Normandie. Knigreiche (Astn-rien'leon,Kastilien, Navarra, Aragon.
987-1328 Kape- tinger. Hugo Capet. Egberts Nachtom-men von samt- i lichen Knigen der Insel als Oberhaupt an-erkannt. gypten unter den Fatimiden selb-stndig.
Kor mannen in Italien, jiainnlf erhlt die i Mark Aversa als .. ersten bleibenden Besitz d. Norman /$ nen in Italien. Dnische Herr- schaft. Knnt d. Gr. Ende der dnischen Zeit. Sancho d. Gr. von 1 Navarra.
Beatrix v. Tuscien. (ie Normannen erobern Sizilien Pisa besetzt Kor-f| sika u. Sardinien. ijiobert Gniskard. j'?onrab, Heinrichs Sohn, l Gegen-) ! König in Jtalien^ 1066 Schlacht bei ; Hastings. | Normannen. Wilhelm der Er-oberer. Alfons v. Kastilien erobert Toledo. 1094 Der Cid nimmt Valencia. 1058 Die Seldschu-keu unterwerfen sich Vorderasien. 1092 Die Seldschu-keureiche lsen sich in kleinere Sulta-uate auf.
: Eroberung v. Saragossa.
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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Allgemeine bersicht.
Die vier Menschenalter Staufischen Knigtums sind die von groen Kmpfen am strksten bewegte, aber auch die an Neubildungen reichste Zeit des Mittelalters.
Die grten Gegenstze kommen zum Austrag.
a) Der Streit zwischen Kaiser und Papst. Noch erfllen, ein Erbe der Csaren, die Gedanken, die das Ziel der Herrschaft in der Weltherrschaft sehen, die deutschen Kaiser, ja sie finden unter den Hohenstaufen glnzende Vertreter. Die Herrscher aus diesem Hause waren geistvolle Männer, die die Wissenschaften und Knste frderten und ausbten, dabei kraftvoll und von ritterlicher Gesinnung. All der Spitze ihrer Heere eroberten sie Italien. Heinrich Vi. vereinigte die Krone des Normannenreiches in Unteritalien mit seinen brigen Kronen; Friedrich Ii. fgte die Knigreiche Sardinien und Jerusalem hinzu.
Aber auch die Kirche strebte nach Herrschaft. Es mute darber zum Kampf zwischen beiden kommen. Dieser zum Teil mit groer Erbitterung gefhrte Kampf endet mit dem vollen Siege des Papsttums, ja dem Erlschen des kaiserlichen Namens. Als Barbarossa durch die Ver-mhluug seines Sohnes mit der Erbin des Normannenreiches den Grund zur Gre seines Hauses zu legen glaubte, legte er den Grund zu dessen Untergang. Der letzte Hohenstanfe fand in Unteritalien den Tod auf dem Schafott. Trotzdem sind die Ppste nicht imstande, dem Verluste des Heiligen Landes vorzubeugen.
b) Der Gegensatz zwischen kaiserlichem Universalismus und nationaler Selbstndigkeit. Bei dem Versuche, ihre kaiserlichen An-sprche zur Geltung zu bringen, trafen die Staufen auf den Widerstand der zum Selbstbewutsein erwachten Nationen.
Deutschland und Italien, deren Geschicke jahrhundertelang innig verflochten waren, scheiden sich voneinander. Auch diese Trennung entspricht (ebenso wie die vom Jahre 843) einer geschichtlichen Notwendigkeit, da beide Nationen ein eigentmliches, reiches geistiges Leben aus-gebildet hatten.
Beide Nationen finden neue Aufgaben im Osten. Die groen italienischen Seestdte grnden sich am Ostrande des Mittel-meeres ein Reich, gleichzeitig erobern die Deutschen das Slawen-land jenseits der Elbe; es entstehen gleichsam neue deutsche Stmme, die spter eine sehr starke Rckwirkung auf das Mutterland ausben.
c) Wandlungen im geistig - sittlichen Leben des Abend-laudes. Bisher war die Kirche allein die Fhrerin der Völker nicht nur im religisen, sondern berhaupt im geistigen Leben; Bil-dnng war kirchliche Bildung. Diese Fhrung entgleitet ihren Hnden. Die schwrmerisch gestimmte Frmmigkeit des 11. Jahrhunderts, aus der die Kreuzzge hervorgegangen sind, erlischt in der Laienwelt und
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TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Italien Unteritalien Sardinien Jerusalem Unteritalien Staufen Deutschland Italien